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Schullaufbahnempfehlung - ADHS und Dyskalkulie
Hallo ihr Lieben!
Bei uns beginnen nächste Woche nun die Infoabende der weiterführenden Schulen, und mit Beginn des neuen Jahres beginnen auch die Tage für die Grundschüler. Die Schullaufbahnempfehlungen gibts bei uns im Saarland mit den Halbjahreszeugnissen. Die Empfehlungen sind bindend.
So, nun würd ich gerne eure Meinung wissen, gerne auch die von Deala, weil die in manchen Beziehungen ja auf Grund ihres Berufes, einiges an Erfahrung hat.
Nicolas wird wohl eine Gymnasialempfehlung bekommen. Er möchte auch gerne auf´s Gymnasium und hat sich auch schon eins ausgesucht. Nun stellt sich mir die Frage, ob ich ein Kind, welches sowohl ADHS, als auch Dyskalkulie hat, dieser Herausforderung stellen soll, ihn ins 'Haifischbecken' werfen soll, oder ob ich den Weg Gesamtschule wählen sollte. Er kann mir keinen triftigen Grund nennen, weshalb er aufs Gymnasium möchte. Allerdings gehe ich davon aus, dass er nicht zur gleichen Gesamtschule möchte wie Janina, weil er einfach aus deren Schatten raustreten möchte. Ich hab einfach keinen Plan.
Ich wäre ja auch fürs Gymnasium, mein Mann ist dagegen. Er meint, er schreibt diese guten Noten ja eh nur, weil Nicolas Medikamente nimmt. Ja, es stimmt, das ist so. Allerdings ist es aber so, dass die Medikamente ja nur helfen, die Konzentration zu halten, das Impulsive rauszunehmen. Wäre er ein 'normales' Kind ohne ADHS wäre es ja auch so, dass er sich normal konzentrieren könne und gute Noten schreiben würde.
Wie seht ihr das??? Was würdet ihr machen???
Eingetragen von chrissyf.71 am 21.11.2009 um 14:52 Uhr
Hallo Chrissy,
ich bin da doch überfragt.
Aber wenn er von der Schule her die Gymnasialempfehlung bekommt und dein Sohn es möchte, wieso nicht.:mmm:
Ich finde es auch wichtig, dass er nicht auf die gleiche Schule wie seine Schwester will.
Die gute Leistungen erbringt dein Sohn selbst, nicht das Medikament. Das Medikament hilft ja zur Konzentration, wie du selbst schreibst und egal welche Schulform es ist, braucht er das Medikament ja doch.
Eingetragen von alusru am 21.11.2009 um 15:31 Uhr
Schliesse mich Uschi an.
Ich würde es versuchen.
Runternehmen kannst Du ihn ja
immer noch wenn Du merkst es klappt
nicht.
Bei uns ist es so das nach der 6 Klasse(Realschule)
eh die Schule entscheidet ob es Sinn
hat das Kind da zu belassen.
Eingetragen von Marita am 21.11.2009 um 17:38 Uhr
@ an chrissy
Ich würde es auch versuchen. Allerdings würde ich mich bei dem betreffenden gymnasium genau vorab erkundigen, wie das Problem rechenschwäche angegangen wird. Ich weiß von dem Gymnasium bei uns, das da kaum mehr Rücksicht genommen wird.
Gruß Anke
Eingetragen von anwe am 21.11.2009 um 18:58 Uhr
Hallo Chrissy,
ups - Du hast ja nach mir gefragt...:)
Also - das Problem ist ja, dass LRS 'anerkannt' ist und Dyskalkulie in den meisten Bundesländern eher nicht. Das heißt, das Kind kann keinen Nachteilsausgleich in Anspruch nehmen. Hat er dann also auf dem Gym ne 5 in Mathe, muss er diese 5 immer ausgleichen durch gute Noten in den anderen Hauptfächern.
Woher habt Ihr die Diagnose? Welche Note hat er denn in Mathe? Und wo liegen Deiner Meinung nach die Probleme? Ist er Deutsch stabil auf 2? Glaubst Du, er könnte in Englisch gut sein?
Wie gehen die Lehrer auf der GS mit der Dyskalkulie um?
Wenn ich mir die Mathearbeiten und das Übungsmaterial (Klassenarbeitentrainer) ansehe, ändert sich sowieso einiges in der 5. Klasse Gym. HIER ist es üblich, dass die Matheklassenarbeiten aus sehr langen umständlichen Textaufgaben bestehen, aus denen die Rechnungen herausgefiltert werden müssen.
Wie äußert sich die ADHS noch? 'Merkt' das ein nicht involvierter Lehrer? Kann er ausreichend Kontakte zu seinen Mitschülern aufnehmen und sind diese stabil? Stichwort ist hier Partner- und Gruppenarbeit am Gym, das wird zumindest hier ständig und immerzu verlangt. Wer sich da rauszieht, hat verloren... Meldet er sich häufig? Die mündlichen Beteiligungen sind wirklich unglaublich wichtig.
Der Sohn meiner Freundin hat wegen wenig Meldens in der Anfangsphase der 5. Klasse und weil er einen Sitzpartner hatte, der viel quatschte (und er dann gerne mitmachte) gleich mal eine 5 bekommen. Erst nachdem der Lehrer in einem Aufsatz sah, dass er 'nicht doof ist' (Zitat!), wurde er umgesetzt, ermahnt und hat jetzt ne 3.
Der Co-Klassenlehrer meines Sohnes meinte, dass ein Kind was IMMER gut im Mündlichen mitarbeitet, auch gute Noten schreibt. Ist so... sagte er.
Wo sind die Stärken Deines Kindes?
Warum bekommt er die Gym-Empfehlung trotz Dyskalkulie, die Lehrer müssen ihm ja doch einiges zutrauen... Warum kann Dein Mann das nicht annehmen?
Macht Ihr zusätzlich zur Medikamentengabe noch eine Therapie?
Vom Prinzip her... würde ich schon ein Kind zum Gym geben, so es die Empfehlung hat. Es gibt Kinder, die arbeiten immer so viel, wie sie müssen und blieben bei falscher Einordnung vielleicht unter ihren Möglichkeiten...
Dann kenne ich aber auch zwei Mütter, die gegen ihre Zweifel die Kinder nach Schulempfehlung aufs Gym gaben und jeweils entnervt nach der 6. Klasse zur Realschule schickten. In einem Fall mit der unerwarteten Wende, plötzlich einen 1'er Kandidaten zu haben und in dem anderen Fall genau das Gegenteil, es droht der Fall Richtung Hauptschule.
Das Thema ist SO komplex...
Da Euer Sohn aber SELBST WILL... Mensch - das wäre nicht gut, dagegen zu entscheiden. Das untergräbt sein Selbstbewusstsein... 'Meine Eltern trauen mir nix zu... dann kann ich wohl nix'... GANZ gefährlich...
Du siehst, viele Fragen, viele Einschränkungen... schwierige Entscheidungen...
Aber ich würde es machen :super:.
Eingetragen von Deala am 22.11.2009 um 09:15 Uhr
Also, hier in NRW kann Dysk. berücksichtigt werden, muß aber nicht.
Auf unserer GS wird es berücksichtigt.
Unsere Tochter würde ich lieber auf die Gesamtschule schicken. Dort ist der spätere Sprung von Real auf Gym einfacher, da sie ja an der Schule bleiben kann.
Unsere Tochter ist immer sehr hilfsbereit aber leider mit wenig Ergeiz gesegnt. Auch das muß ich ja berücksichtigen. Und Fehlschläge steckt sie nicht so einfach weg. Davon hätte sie aber wohl auf dem Gym mehr. Also würde ich erstmal sagen, hauptsache ein glückliches Kind, das motivierter ist und dann später evtl. den Sprung zum gym, wenn ich sehe, daß die Entwicklung anders geworden ist.
Leider ist hier die nächste Gesamtschule mehrere Kilometer weit weg, im gesamten Kreis gibt es nur 1.
Aber wir haben ja erst die 3. Kl.
Aber dies sind meine pers. Kriterien für unser Kind. Ich würde lieber 'klein' anfangen und es dann steigern als umgekehrt.
Ob meine Gedanken Dir helfen könne, vielleicht.
Eingetragen von zwillingsmum am 23.11.2009 um 08:46 Uhr
Hallo!
Gestern abend haben wir uns das von Nicolas gewünschte Gymnasium angesehen. Die Kinder, die die Eltern begleitet hatten, durften mit verschiedenen Lehrern das Gebäude und unterschiedliche RÄume besichtigen, darunter auch Physik und Chemieraum. Im Physikraum haben sie auch ein paar Experimente mit den Kindern gemacht. Nicolas war nach den 2 Stunden auf jeden Fall hin und weg und plapperte nur noch ohne Punkt und Komma!
Allerdings hab ich ihm gleich vorrangig etwas den Wind aus den Segeln genommen. Ich hab gleich gesagt, dass darüber noch keine Entscheidung gefallen sei und wir diese auch erst treffen, nach einem Gespräch mit Psychologin und Klassenlehrerin. Damit war er voll und ganz einverstanden.
@ Deala
Die Diagnose Dyskalkulie war anfänglich ein Zufallsergebnis nach dem Intelligenztest, der im Rahmen der ADHS-Testung gemacht wurde. Danach wurde ein extra Test gemacht, der Dyskalkulie bestätigte. Gemacht wurden beide Tests in einer Tagesklinik für KInder. und Jugendpsychiatrie, wo er seit der ADHS- Diagnose auch in Therapie ist.
Dyskalkulie wird im Saarland nicht anerkannt. In der Schule verlieft immer nach dem Motto 'Friß oder stirb!' Trotz Diagnose, die auch die LEhrerin kannte, hieß es immer 'DU musst mehr üben!' Er bekam bis etwa März diesen Jahres eine Therapie beim Ergotherapeuten. Laut Rezept hieß es zwar immer 'Konzentrationsstörungen', aber der Ergotherapeut, der Legasthenie- und Dyskalkulietrainer ist, hatte sich während dieser Zeit mehr um die Problematik Dyskalkulie gekümmert und Konzentrationsprobleme nur am Rande 'therapiert' März begannen wir mit der Einstellung auf Medikamente, die sehr gut verlief.
Du wirst es nicht glauben, aber seit der Dyskalkulietherapie steht er in Mathe recht stabil auf ner 2, Deutsch wirds ne knappe 2 und HSU auch eine knappe 2, wobei HSU im Saarland nicht relevant ist. Entscheident ist MAthe und Deutsch. Und da wird er die erforderlichen Noten erreichen. 1. Fremdsprache ist am von Nicolas ausgewählten Gymnasium Französisch. Allerdings hat er das jetzt schon in der Grundschule und das klappt ganz gut. LAut Lehrerin, die Muttersprachlerin ist, hat er sogar eine sehr schöne und deutliche Aussprache und kann sich alles gut merken.
Tja, wie ist er so seit er MEdikamente nimmt??? Die bisher erreichten Noten hat er geschrieben, ohne sich groß anzustrengen. Schule läuft, seit er nicht mehr so von innerer Unruhe und mangelnder Konzentration geplagt wird, nur noch nebenher. Da ist nichts mehr mit großem Theater, endlos langem Lernen. Hausaufgaben sind in 20 Minuten gemacht.
Mein Mann würde sich schon wünschen, dass er auf´s Gymnasium geht, er würde es ihm sogar gönnen. Er hat halt nur Angst, dass er evtl. scheitern könnte, bzw. will ihm den leichteren Weg über die Gesamtschule ermöglichen.
Hier mal ein Link zum von Nicolas favorisierten Gymnasium
Eingetragen von chrissyf.71 am 24.11.2009 um 22:21 Uhr
Auf keinem Fall schreibt er gute Noten weil er ein Medikament nimmt. ;)
Es hilft ihm nur sich besser konzentrieren zu können, macht ihn aber nicht schlauer als er ist, also ist er folglich auch schlau genug für das Gymnasium. Und wenn er aufs Gymnasium will und auch kann, dann macht das ruhig.
Bei uns in Bayern ist es leider so, das ein Abstieg einfacher geht, als ein Aufstieg. Also wenn ihr ihn nicht aufs Gymasium steckt, würden ihm später zu viele Steine in den Weg gelegt, um darauf zu wechseln.
Und bitte nehmt ihm nicht den Mut. ;)
Eingetragen von Nanu am 22.04.2010 um 09:49 Uhr
An alle mit Kindern, die Probleme in der Schule haben: Bitte mal hier schauen, da wird einiges erklärt (von Lehrern, die etwas von Teilleistungsschwächen verstehen):
Grüße
Dagmar
P.S. Nur für alle Fälle. AD(H)S-Kinder, unruhige Kinder: Zucker weglassen (stattdessen Reissirup), und prüfen ob KuhMilchallergie und Glutenunverträglichkeit vorliegt. Die subtilen Auswirkungen von Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind noch viel zu unbekannt.
Eingetragen von dagmarheib am 27.04.2010 um 07:44 Uhr
:dankeschoen: für den Link !
Eingetragen von jodatz am 27.04.2010 um 07:52 Uhr