Archiv-Thema im Forum Fit + Gesund
Tabuthema Autismus
Hallo,
bei unserem Kleinen (7 J.) wurde kurz nach der Einschulung frühkindlicher Autismus festgestellt. Nachdem ich mich etwas mit der Besonderheit Autismus beschäftigt habe, mußte ich feststellen, daß es in unserer Gesellschaft noch ein Tabuthema ist. Würde mich interessieren, ob hier noch Eltern sind, die ebenfalls autistische Kinder haben und das Tabut brechen wollen?!
Würde mich über Antworten von Euch freuen!
Liebe Grüße v. Sanne
Eingetragen von Sanne am 14.07.2010 um 17:49 Uhr
Bei meiner Tochter ist auch ein Junge
in der Klasse mit Asperger- Autismus.
Sie geht in die Realschule.
Und er bekommt auch eine
Intregationshilfe.:super:
Also hier wird was gemacht für die Kinder.
Man muss sich nur wehren.:D
Eingetragen von Marita am 14.07.2010 um 20:28 Uhr
Es ist schwierig mit dem wehren, weil nicht in allen Bundesländern gleiches gilt bzw. die Ämter sich lange querstellen. Man muß alles selbst herausfinden und dann die entsprechenden §§ vorlegen.
LG v. Sanne
Eingetragen von Sanne am 15.07.2010 um 05:53 Uhr
Mir ist in der Umgebung kein Kind bekannt, dass daran leidet.
Wie sind denn die Auswirkungen, Sanne?
Eingetragen von alusru am 15.07.2010 um 10:48 Uhr
Das ist sehr schwer zu beschreiben, da nicht jeder Tag gleich ist.
Das größte Problem für Kay ist, daß er sich mit sozialen Dingen sehr schwer tut, d.h. anstatt jemanden freundlich anzusprechen, rempelt er denjenigen an. Viele Autisten können dem Gegenüber nicht in die Augen schauen, können keine Empathie zeigen, d.h. kein Mitgefühl, Trauer oder Freude. Autisten leben in einer eigenen Welt. Kay hat z.B. sehr große Probleme wenn zu viel auf ihn einströmt, z.B. zu viele Geräusche. Bei 'normalen' Menschen werden viele Reize vom Körper abgehalten, sozusagen eine Schutzreaktion vom Körper. Bei Autisten gibt es diesen Schutz nicht, sie sind den Reizen voll ausgesetzt, was dann zu einer Überladung des Gehirns kommen kann, d.h. zu evtl. aggressiven Aussetzern. Bei Kay muß auch alles im voraus bekannt bzw. geplant sein, spontane Unternehmungen sind mit ihm nicht möglich. Auch zuhause hat alles seine Ordnung, kommt etwas durcheinander oder ist etwas anders als gewohnt, wird er unruhig oder 'rastet' aus.
Da Kay auch noch ADHS hat, ist er sehr leicht abgelenkt und kann sich nur schwer konzentrieren.
Ich hoffe ich habe es einigermaßen verständlich geschrieben, bin ja auch noch ganz neu auf dem Gebiet und suche Gleichgesinnte. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, daß viele nicht darüber sprechen bzw. schreiben wollen und sich zurückziehen, was ich sehr schade finde.
LG v. Sanne
Eingetragen von Sanne am 15.07.2010 um 12:44 Uhr
Hallo Sanne,
Vielleicht gibt es auch ein Forum darüber oder eine Selbsthilfegruppe in deiner Nähe.:mmm:
Eingetragen von alusru am 15.07.2010 um 13:26 Uhr
Vielleicht hilft dir dieser Link
Eingetragen von alusru am 15.07.2010 um 13:29 Uhr
Danke für den Link, das Forum ist mir bereits bekannt.
Aber ich dachte das Thema gehört genauso in Schule und Familie....;-)
LG v. Sanne
Eingetragen von Sanne am 15.07.2010 um 14:01 Uhr
Ich denke manchmal das meine Laura eine leichte Form von Autismus hat.
Sie hat auch eine sehr geringe Toleranzschwelle. Wenn zuviele Eindrücke auf sie eindrücken ist es aus und sie wird agressiv.
Der Sohn einer Bekannten hat ein leichtes Tourette Syndrom.
Ist deinem Sohn mit Medikamenten zu helfen?
Es hört sich an als ob er sehr schnell Reizüberflutet ist und ihm halt dann die Umwelt zu viel wird.
Ergo bekommt er vermutlich schon?
Die wissen auch oft viel weiter.
Bei Selsbthilfegruppen bekommst du vlcht. Info über Fördermöglichkeiten.
Autismus ist so breit gefächert so das es da keine Pauschalen Ratschläge gibt.
Ich kann mir vorstellen das er eventuell mit Alternativen Methoden wie Klangschalentherapie erreichbar ist.
Diese Kids brauchen auch mehr Pausen und Freizeit als 'normale' ( wobei ich mich frage was als Normal gilt) Schüler.
Autisten haben oft fantastische Talente in denen sie voll happy aufgehen können.
Eingetragen von Laurasmom am 15.07.2010 um 14:26 Uhr
Wir bekommen für Kay keine Ergo, da die Ärzte der Meinung sind, es würde weder bei ADHS noch bei Autismus helfen.
Kay nimmt jeden Morgen Methylpenidat, aber nur eine ganz geringe Dosis, so daß es gerade für die Schule reicht und er sich besser konzentrieren kann.
LG v. Sanne
Eingetragen von Sanne am 15.07.2010 um 14:55 Uhr
Das ist aber eine Seltsame Aussage von den Ärzten.
Ich kenne viele Kinder die dieselbe Ergopraxis besuchen und AD+-HS haben.
Hol dir mehrere Meinungen von verschiedenen Ärzten ein.
Ein unverbindliches Gespräch mit einer Ergotherapeutin würde ich da schon machen. Vor allen weil die brauchbare Info über Förderung und Hilfe usw haben
Ich habe von dem Pysiotherapeuten und der Ergotante mehr Hilfe und Rat bekommen als von den Ärzten.
Eingetragen von Laurasmom am 15.07.2010 um 15:36 Uhr
Unsere Psychologin sagte letztens
zu mir das wir hier Glück haben
in Rheinland Pfalz.
In anderen Bundesländern wäre es sehr viel schwerer
etwas zu bekommen:weinen:
Eingetragen von Marita am 15.07.2010 um 17:41 Uhr
Das Thema passt schon, klar.
;)
Eingetragen von alusru am 15.07.2010 um 20:51 Uhr
Wir waren mittlerweile beim KJP, beim Kinderarzt und beim Hausarzt und jeder schiebt es dem anderen zu.
Momentan kämpfen wir an allen Fronten. Die Krankenkasse hat schon das zweite Mal den Antrag fürs Pflegegeld nicht bekommen, Jugendamt und Bezirk streiten sich um die Zuständigkeit usw. usw.
Und nicht nur die Bundesländer sind unterschiedlicher Meinung, sondern auch die Städte handeln sehr verschieden. So weiß ich z.B. von einer Familie aus Unterfranken daß sie ganztags einen Schulbegleiter bekommen haben. Wir bekommen gesagt, es geht nur halbtags.
Man weiß nicht mehr was man glauben kann bzw. wo man sich noch hinwenden soll.
LG v. Sanne
Eingetragen von Sanne am 16.07.2010 um 06:24 Uhr
@Sanne, anstatt kompetente Hilfe, nur Steine im Weg, das geht ja voll auf Kosten deines Sohnes:eek:
Ich habe leider keinen Ratschlag für dich:mmm:
Eingetragen von alusru am 16.07.2010 um 07:32 Uhr
Hallo!
Ich habe dieses Forum gefunden, nachdem ich Autismus und Schule gegoogelt habe.
Auch ich habe oft erlebt, dass Autismus wie ein Tabu behandelt wird und man nicht offen damit umgehen kann.
Erst einmal zu uns, ich habe 4 Kinder. Hannah, meine Tochter, ist 15 und hat neben ADS auch eine Lese-Rechtschreib- und eine Rechenschwäche. Alles drei hat bei uns in der Familie wohl auch eine erblichen Faktor. Jetzt im Nachhinein ist mir klar, dass ich eben falls daran “erkrankt” bin. Genauso wie meine Mutter und meine Schwester. Nur damals wurde auf so etwas noch keine Rücksicht genommen. Und ich finde auch heute noch hat man es schwer mit so einer Diagnose.
Jonathan, meiner älterer Sohn, ist 13. Während die “Probleme” seiner Schwester erst in der Schule deutlich wurden, waren bei Jonathan schon im Kindergartenalter Auffälligkeiten zu beobachten. Er spielte immer sehr zurückgezogen und für sich alleine. Kontakte zu Gleichaltrigen mied er. Dafür war er seinen Altersgenossen immer voraus. Mit 4 konnte er flüssig lesen, schreiben und im Zahlenraum bis 100 rechnen ohne Hilfsmittel zu verwenden. Es kam raus, dass er hochbegabt ist. IQ über 140. Daher wurden alle seine Probleme im Sozialverhalten darauf geschoben, dass er sich eben überlegen fühlte. Wir bekamen mit ihm aber immer mehr Probleme. Er ging grundlos auf seine Geschwister los, wenn sie ihm zu nahe kamen, war nicht in der Lage zu erkennen, wenn jemand wütend ist und legte einfach ein sehr aggressives und asoziales(im Sinne von nicht sozial) Verhalten an den Tag. Mit 8 wurde uns dann gesagt, dass er das Asperger Syndrom hat. Er nimmt jetzt Medikamente für die Schule und hat eine Klasse wiederholt, um ihm noch mehr Zeit zugeben. Von den Lehrern wurden wir nur wenig unterstützt. Einen hochbegabten Jungen wollten sie gerne, aber einen autistischen? Lieber nicht! Unsere Schule hat sie größte Mühe gegeben ihn loszuwerden. Wohin war erst einmal egal. Auch gegenüber anderen Eltern sollte ich diese “Sache”(ja so haben sie es genannt) nicht erwähnen. Das würde den Eltern nur Angst machen. Ich hielt es aber für wichtig, damit Lehrer, Eltern und natürlich auch die Schüler wissen wie sie auf Jonathan notfalls zu reagieren haben, damit er eben nicht “austickt”.
Eingetragen von AnneBär am 16.07.2010 um 10:25 Uhr
Hallo AnneBär,
freut mich wirklich riesig, daß Du auch hierhergefunden hast.
Wir gehen sehr offen mit Kays Diagnose um, da ich bisher nur gute Erfahrungen damit gemacht habe. Während uns die Nachbarn anfangs schräg angeguckt und wohl an unserer Erziehung gezweifelt haben, ist es jetzt, nachdem sie bescheid wissen, viel einfacher geworden. Auch in der Schule ist es bislang positiv aufgenommen worden. Kay wird jetzt viel öfter eingeladen oder bekommt Besuch von Schulfreunden.
Der Schuß kann natürlich auch nach hinten losgehen, aber ich denke auf solche Leute kann man dann auch verzichten.
Ist Dein Sohn jetzt noch auf der Schule oder habt Ihr inzwischen eine andere Lösung gefunden?
Das Abschieben kenne ich von Kay auch und bei ihm fing es schon in der Kindergartenzeit an. Obwohl wir eine Integrationskraft vom Bezirk bezahlt bekommen hätten, hat sich der Kindergarten geweigert Kay zu behalten.
Wir haben jetzt allerdings einen sehr guten Schulplatz in Aussicht und hoffen, daß er dort aufgenommen wird und daß es mit dem Schulbegleiter klappt.
LG v. Sanne
Eingetragen von Sanne am 16.07.2010 um 14:45 Uhr
@Sanne, dazu drücke ich euch die Daumen.
Eingetragen von alusru am 16.07.2010 um 17:59 Uhr
Ich drück euch auch die Daumen, Sanne.
Jonathan geht inzwischen nicht mehr auf diese Schule. Allerdings nur, weil er das Klassenziel nicht erreicht hat. Mit anderen worten sitzengeblieben ist. Daran ist aber nicht seine Autismus, sondern seine Hochbegabung 'Schuld'. Wobei ja irgendwie auch beides zusammenhängt. Er sieht halt nicht ein sich anzustrengen, langweilt sich total und dann kommt man durch sein Asperger Syndrom auch noch schwer an ihn heran.
Ich bin auch immer realtiv offen mit dieser tatsache umgegangen. Inzwischen überlasse ich es natürlich Jonathan ob ich es irgendjemanden erzähle oder nicht. Schließlich ist er alt genug um so etwas selbst zu entschieden. Ihm ist es oft peinlich und gleichzeitig hat er so wenige gemeinsame Interessen mit Gleichaltrigen. Kontakte sind da sehr schwer. Er hat im Grunde nur einen wirklichen Freund. Dafür aber einen richtig guten.
Eingetragen von AnneBär am 19.07.2010 um 15:59 Uhr
Danke Euch. ;)
Das freut mich für Jonathan, lieber nur einen richtigen Freund, als viele falsche. Kay hat noch keinen Freund, d.h. er besticht gerne mit Süßigkeiten oder Spielsachen, sind die Sachen aufgegessen oder das Spiel langweilig geworden, ist er auch wieder alleine.
LG v. Sanne
Eingetragen von Sanne am 20.07.2010 um 06:02 Uhr
Also als Jonathan so in dem Alter von Kay ar hat er sich gar nicht für andere Kinder interessiert. Schon im Kindergarten saß er immer nur alleine da und keiner durfte ihm zu nahe kommen.
Und was da inzwischen zwischen ihm und seinem besten Freund passiert ist, ist echt unglaublich. Andre ist für ihn der totale Ruhepol und Fixpunkt in der Schule geworden. Er ist auch einer der wenigen, die ihn auch in einer Streßsituation noch berühren dürfen. Eigentlich sonst nur sein Vater, ich und der Schulbegleiter. Andre ist inzwischen echt wichtig für unser Leben geworden. Da sehe ich auch darüber hinweg, dass ich ihn eigentlich für keinen guten Umgang halte. So als vorbestraften Schulschwänzer. Aber beide haben einen gegenseitigen guten Einfluss aufeinander. Jonathan wird ruhiger und Andre geht regelmäßig zur Schule;)
Wird Kay dieses Jahr eingeschult? Dann drücke ich natürlich ganz doll die Daumen, dass alles gut geht. Und das mit der Integrationskraft/Schulbegleitung ist echt super. Habt ihr lange gebraucht um die 'durchzubekommen'? Bei uns hat sich das amt damals sehr lange quer gestellt und wir wurden von einem Amt zum anderen geschickt. Dann wurde es noch abgelehnt, wei ldie Diagnose erst nicht anerkannt wurde:sauer:
Echt der Horror war es hier!
LG
Anne
Eingetragen von AnneBär am 22.07.2010 um 10:08 Uhr
Hallo AnneBär,
bei Kay war es ähnlich wie bei Euch, in unserem 'Regel'-Kindergarten saß Kay auch immer alleine in der Ecke, hat sich ein Kind genähert, irgendetwas durcheinandergebracht o.ä. gab es Ärger.
Erst im Montessori Kindergarten wurde es besser. Kay war dort anerkannt und half sogar den körperbehinderten Kindern wo es ging.
Wir wollten ihn noch ein Jahr zurückstellen, aber Kinderarzt, Schulamt usw. waren der Auffassung, daß die Einschulung wichtig für ihn wäre. So kam er letztes Jahr in eine Förder- und Diagnoseklasse. Die Klasse an sich ist super, nur 10 Kinder. Die Klasse ist allerdings an einen Ganztagesplatz gebunden, der nichts ist. Es sind 2 oder 3 Klassen zusammengewürfelt, 1., 2. und 4. Klasse, eine Erzieherin und oft mehr als 15 Kinder. Es ist zu laut und die Kinder sind zu oft auf sich gestellt. Kay hat sich öfter heimlich in der Toilette eingesperrt, um vermutlich 5 ruhige Minuten zu bekommen.
Wir haben im April d.J. den Antrag auf Schulbegleitung gestellt und bisher nur mündliche Zusagen. Bin wirklich sehr gespannt, ob der Antrag bis zum neuen Schuljahr endlich genehmigt ist.
Kay soll nächstes Jahr auch auf eine andere Schule wechseln, auf die sehr viele Autisten gehen sollen. Dort muß er allerdings erst einen Probeunterricht machen und dann wird entschieden, ob er dorthin paßt bzw. dem Unterrichtsstoff dort folgen kann.
Es bleibt spannend.....;-)
Liebe Grüße v. Sanne
Eingetragen von Sanne am 22.07.2010 um 17:30 Uhr