Archiv-Thema im Forum Schule + Erziehung
hilfe für meinen sohn
Kann vor lauter Verzweiflung nicht schlafen...
Dieses Schuljahr kam mein Großer in die erste Klasse (kurzer Hintergrund: 1+2. Klasse sind zusammengelegt, statt der empfohlenen 20 Kinder sitzen in der Klasse 28 Kinder). Von Anfang an waren die Hausaufgaben der Horror: statt der immer empfohlenen 1/2 Stunde saßen wir über eine Stunde an einem Buchstaben - selbständiges Arbeiten, wie es immer so schön empfohlen wird war bei uns absolut unmöglich.
Schon nach kurzer Zeit wurde mir von der Lehrerin signalisiert, dass er massive Probleme hat, sich zu konzentrieren und ausdauernd am Unterricht mitzumachen - darüber hinaus die anderen Kinder stört und aus diese aus Frust (weil's bei ihm nicht so klappt) sogar aggressiv angeht / um sich schlägt. Nach 6 Wochen hat sie mir vorgeschlagen, ihm einen verkürzten Stundenplan zu geben, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Bin zu unserem Kinderarzt gegangen, der mir eine (natürlich privat zu zahlende) Konzentrationsförderung empfohlen hat. Habe mir darüber hinaus einen Termin beim Schulpsychologen geben lassen.
Dieser war im Januar (Ergebnis: SIE fragte MICH, was wir tun sollen und gab mir einen Internetausdruck für Afa-Algen mit!!!!!) Nach längerem Nachhaken gab sie mir einen Termin für ein ADS-Screening. Den hätte ich Ende März haben sollen, er wurde leider abgesagt. Zwischenzeitlich habe ich ein Rezept für eine Ergotherapie erhalten (seit Feb.), in der Schule geht es mit dem Durchhaltevermögen etwas aufwärts (er nimmt wieder regulär am Unterricht teil), aber es gibt immer noch massive Probleme - und nicht nur in der Schule. Mein Sohn ist im sprachlichen Bereich sehr weit, im Rechnen ist er guter Durchschnitt. Er ist extrem unordentlich und vergisst sehr oft seine Hausaufgaben. Er hört gar nicht hin, wenn in der Schule Aufgaben erklärt werden, so kommt es, dass das, was er macht, nicht richtig ist. Wenn ihm etwas nicht gefällt, dann macht er nicht mit - egal, was seine Lehrerin dazu sagt. Spricht sie ihn darauf an, hört er nicht zu (ein Hauptmerkmal bei ihm).
Körperlich ist er sehr zart und klein - hat eine geringe Muskelspannung und ist auch nicht gut im sportlichen Bereich (kann schlecht Bälle fangen oder kicken). Haben jetzt mit Judo angefangen - es macht ihm zwar Spaß, weil er aber nicht zuhört und die anderen Kinder stört, bekommt er die Anweisungen nicht mit. Die Übungen sehen bei ihm immer einen Tick linkischer aus. Beim Sprechen nuschelt er die Worte auch eher als dass er sie klar ausspricht. Schon als Baby/Kleinkind konnte er sich nicht gut allein beschäftigen und auch jetzt kann er nur schlecht alleine spielen. Er saugt dafür alles auf, was man ihm erzählt/vorliest und kann sich auch an Ereignisse erinnern, die teilweise 3 - 4 Jahre zurückliegen. Er spricht sehr gewählt bis altklug und das auch mit seinen Altersgenossen.
Bitte nicht missverstehen: Ich liebe meinen Sohn unendlich und es ist mir sehr unangenehm, ihn so im Netz zu präsentieren! Damit mir aber evtl. jemand einen Hinweis geben kann, versuche ich ihn aber so objektiv wie möglich zu beschreiben (was einer Mutter eher schlecht gelingen wird...)
Wer kann mir einen Tipp geben, was los ist, wo und wie ich Hilfe bekommen kann - ich weiß nicht, wo ich ansetzen soll und verzweifle, weil ich das Gefühl habe, dass, wenn es so weitergeht, er im Leben immer nur anecken und ausgegrenzt wird! Wer der Meinung ist, dass ich hysterisch bin und einen Gang runterschalten sollte - bitte, auch hier bin ich dankbar für jeden Tipp, WIE ich das schaffen kann...
Eingetragen von glr am 04.04.2009 um 02:19 Uhr
Hallo erstmal!
Mein Sohn ist 7,5 Jahre und geht auch in die 1. Klasse. Wir haben auch 28 Kinder. Was uns aber keine Problme bereitet, es ist leider einfach so.
Wir haben ihn 1 Jahr zurück stellen lassen, genau aus diesen Gründen, was unserem Sohn sehr gut getan hat. Er hat am Anfang des Schuljahres auch noch oft angefangen sich auf den Tisch zu legen oder sich im Unterricht mit anderen Dingn beschäftig oder dazwischen zu reden. Unsere Leherin meinte aber das es normal wäre und manche etwas länger brauchen. Letzte Woche hatten wir wieder Gespräch in der Schule und sie ist sehr zufrieden mit ihm, er hört richtig zu, macht sehr gut mit und stört den Unterricht nur noch ganz selten.
Meine Frage an Dich wieso wurde der Termin für das ADS/ADHS Sreening abgesagt?
Wie hat er sich den vor der Schule verhalten?
Und wann wurde er 6 Jahre?
Eingetragen von rapha am 04.04.2009 um 08:08 Uhr
Hallo glr,
erstmal herzlich willkommen hier.
Schulpsychologen fand ich gut, aber anscheinend war es der falsche.:mmm:
Sprech doch mal mit dem KA, ob er dir bessere Adressen vermitteln kann. Du kannst auch in ein SPZ gehen.Adresse weiß bestimmt der KA.
Dort wird dann auch alles durch gecheckt. Enwticklungs- und Sprachentwicklung, ADS/ADHS, eventuell wird auch ein Test gemacht wo dein Sohn steht.
Aber auch dort gibt es leider lange Wartezeiten.
Das Nuscheln kann auch an der geringe Muskelspannung liegen.
Ergo weiter machen und Judo finde ich auch gut.
Abklären musst du das.
Berichte bitte weiter
Eingetragen von alusru am 04.04.2009 um 10:09 Uhr
Hallo!
Zuallererst lass Dir von eurem Kinderarzt ein SPZ in eurer NÄhe nennen, oder eine Tagesklinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie.
Zuerst hört es sich ja für mich an, als ob er, zumindest im sprachlichen Bereich, überdurchschnittlich begabt ist, ein sehr gutes Gedächtnis hat. Für mich stellt sich nur die Frage, wieso der Schulpsychologe den Termin für die ADHS-Testung abgesagt hat. Auffällig ist doch, dass er, aus welchen Gründen auch immer, sich schlecht konzentrieren kann und dem Unterricht nur in geringem Maße folgen kann. Es könnten allerdings halt auch Wahrnehmungsstörungen sein, die zuerst einmal ausgeschlossen werden müssten. Dies führt nämlich häufig zu ADHS-ähnlichen Symptomen.
Ergo ist nicht schlecht, Judo ist sogar sehr gut. Das fördert sogar noch zusätzlich das Selbstbewußtsein. Wie sieht die Ergotherapeutin ihn? Welche Vermutungen hat sie bezüglich Deines Sohnes geäußert? Unsere Ergotherapeutin hatte auch nach einiger Zeit, je mehr sie meinen Sohn kannte, die Vermutung, dass er ADHS haben könnte. Viele Symptome würden dafür sprechen.
Auf jeden Fall laß Die einen Termin in einem SPZ geben. Bedenke aber, dass sie lange Wartezeiten haben. Ich denke, dass Du dort die besseren Möglichkeiten finden wirst.
Eingetragen von chrissyf.71 am 04.04.2009 um 10:38 Uhr
Für mich klingt die Beschreibung Deines Kindes, so auf den ersten Blick, auch nach ADHS. Evtl. in Kombination mit partieller Hochbegabung, was die Symptome aufgrund Unterforderung noch verstärken könnte.
Aber ich kann Dir auch nur raten, Fachleute zu befragen. so aus der Ferne kann das schwer beurteilt werden. Untersuchungen auf, z.B. ADHS , sind ja auch sehr umfangreich.
Ich finde Dich überhaupt nicht hysterisch, Du bist halt besorgt.
Es ist auch wichtig am Ball zu bleiben, eine Diagnose zu bekommen. Es ist ja ganz typisch, für ADHS, dass das so RICHTIG erst ins Gewicht fällt, wenn die Kinder zur Schule kommen.
War Dein Sohn als Baby ein Schreikind? Das ist auch ein Indiz..
Ansonsten versuche -so gut Du kannst- ruhig zu bleiben, das tut Deinem Kind und somit der ganzen Familie gut!
LG renate
Eingetragen von hanja am 04.04.2009 um 13:29 Uhr
Hallo glr,
die genannten Maßnahmen sind bestimmt schon einmal die richtigen. Eine ADHS-Abklärung ist auch wichtig.
Wichtig, weil es von Dir nicht erwähnt wurde und noch keine schrieb, erscheint mir noch DICH selbst/Deinen Mann beraten zu lassen. UND ggf. auch Euer Erziehungsverhalten überprüfen zu lassen.
Ein Kind wird nicht unbedingt von alleine 'so' nachlässig mit allerlei. Selbst wenn DU glaubst alles richtig zu machen, kann es dennoch gut sein, Dich z.B. bei einer Erziehungsberatung coachen zu lassen. Es gibt bestimmt Ansätze im Alltag etwas zu verändern.
Davon abgesehen, wenn eine ADHS festgestellt wird, sollte NIE nur ein Medikament gegeben werden, SONDERN IMMER auch begleitend therapiert werden. Und zwar nie nur am Kind allein, sondern immer am gesamten Familienverbund.
Außerdem ist eine Beratung/Therapie für Dich durchaus auch entlastend...
Zudem würde ich Dir raten, Dein Kind u.U. freiwillig die 1. Klasse wiederholen zu lassen, wenn sich sehr viele Lücken ergeben haben.
Ich habe auch ein Kind, was IMMER schon sich ungern selbst beschäftigt hat. Das fing mal harmlos damit an, dass er als Säugling missmutig wurde, wenn über dem Kinderwagen nur blauer Himmel war :), er mochte gerne etwas sehen wollen... - dann war Ruhe. Er saß früh, er lief früh, er sprach früh... bloß nicht alleine sich mit sich selbst beschäftigen zu müssen war lange Zeit regelrechter Antrieb für ihn.
Wir haben harte Zeiten hinter uns *lach*, und ich habe viel Langeweile mit ihm als Erziehungsmaßnahme aushalten müssen. Super fester Tagesablauf hat sich hier als hilfreich erwiesen. Sport 3x die Woche (Handball und DLRG). Eine Mannschaftssportart ist überhaupt für unwillige Egoisten gut, besonders Fußball oder Handball.
Aber zu allererst such DU Dir selbst professionelle Hilfe. Bedenke auch, dass deine Unruhe/Sorge sich auf ihn überträgt.
Eingetragen von Deala am 04.04.2009 um 14:33 Uhr
Also ich kann mich den Ausführungen der anderen nur
anschliessen!
Wir haben sie damals beim Frühförderzentrum
testen lassen!
Hatte halt auch eine lange Wartezeit!:eek:
Eingetragen von Marita am 04.04.2009 um 16:25 Uhr
Wir waren auch im SPZ und ich würde dir dazu auch raten!
Eingetragen von rapha am 04.04.2009 um 20:11 Uhr
Vielen, vielen Dank für eure Antworten! Endlich wird man einmal ernst genommen...
Das SPZ ist eine gute Idee - habe nach der Terminabsage des schulpsychologischen Dienstes (die hatte übrigens leider einen sehr ernsten Hintergrund: die Schulpsychologen betreuen z.Zt. die Realschule in Winnenden, in der dieses unaussprechlich fürchterliche Ereignis passierte) das örtliche Zentrum angeschrieben - die Wartezeit ist aber (wie Ihr schon gesagt habt) ewig lang. Bis jetzt habe ich noch nicht einmal eine Rückmeldung...
Dieses immer wieder auf einen Termin Warten ist etwas, was mich in der jetzigen Situation mit am meisten belastet - ich will JETZT etwas tun! Und dann wird man von Stelle zu Stelle immer wieder ausgebremst...
Die Ergotherapeutin brachte übrigens zum ersten Mal das Thema ADS/ADHS auf. Ganz vorsichtig, aber trotzdem mit dem Hinweis, das einfach einige Auffälligkeiten darauf hinweisen. Jetzt bin ich gespannt, wie es da weitergehen wird.
Auf die Frage, wie mein Sohn vor der Schule war: meinem Mann und mir ist aufgefallen, dass er schon einen sehr 'eigenen' Kopf hatte. Es musste immer so laufen, wie 'Monsieur' das gerne hätte. Wenn nicht, gab es bestenfalls ewige Diskussionen - oder auch Geschrei. Wir fanden das schon auffällig. Das Gespräch mit den Erzieherinnen ergab nur, dass die Jungs alle vor der Schule einen Rappel kriegen und alle auf Konfrontation aus sind - und unser Kind keine Ausnahme ist. Und eine Familientherapeutin meinte nur, dass das Kind aufgrund der familiären Situation (Jan. 08 ist unser drittes Kind geboren) versucht, Aufmerksamkeit zu bekommen (übrigens wollte auch sie unseren Sohn nicht persönlich kennenlernen...). So richtig konnte ich mich mit dem Ergebnis seinerzeit nicht anfreunden, habe es aber akzeptiert. Tja, manchmal sollte man auf sein Bauchgefühl hören...
Eure Anregungen haben mir aber gezeigt, dass ich vielleicht doch auf dem richtigen Weg bin, und das tut gut!! Vielen Dank!
Eingetragen von glr am 04.04.2009 um 23:09 Uhr
Schön, wenn Dir die Diskussion hier weiterhilft.
Bei uns war die Wartezeit im SPZ über ein Jahr, zum Glück haben wir vorher eine ADHS -spezialisierte KÄ gefunden.
Vielleicht haltet Ihr danach auch mal Ausschau, vielleicht habt Ihr ja Glück und findet jemand in der Nähe.
LG renate
Eingetragen von hanja am 06.04.2009 um 08:45 Uhr
Guten Morgen,
meine erste Frage ist auch, wann wurde Dein Sohn 6?
Das nächste, was mir auffällt, kann es sein, daß er sich unterfordert fühlt in der Schule?
Wir hatten das Problem auch, Maxi wurde genau am Stichtag der Einschulung 6, ist der Jüngste, aber der Beste. Im ersten halben Jah störte er auch und hörte nie zu - allerdings bekam er alles mit.
Wir haben ihn dann (auf seinen Wunsch hin) zum Geigenunterricht geschickt. Nach 3 Monaten war er auch dort unterfordert (er ist aber kein Geigen-Genie, machte aber die Übungen sofort richtig, so daß er zu Hause nicht mehr zu üben braucht), und ging 2x in der Woche hin.
Mittlerweile ist er damit gut beschäftigt und braucht auch nicht meh soviel Zusatzaufgaben um glücklich zu sein. Dadurch ist er in der Schule sowohl ruhiger, als auch offener geworden. Bei der Geige spielt er auch auf Konzerten mit und muß sich ja vor Publikukm präsentieren. Das wiederum tat seiner Aussprache gut, weil er immer nuschelte und sich nicht traute, jemanden anzusehen. Das hat sich auch gebessert.
Als Ausgleich ist er Torwart und z. Z. bis auf eine Ausnahme, glücklich und zufrieden.
Und auch wir dachten lange Zeit er hätte ADS!!!! Manchmal kann man sich da auch täuschen.
Eingetragen von zwillingsmum am 06.04.2009 um 09:07 Uhr