Archiv-Thema im Forum Schule + Erziehung
3. Klasse: Ausgrenzung durch die Mitschüler
Hallo,
wie in meiner vorstellung schon angekündigt habe ich ein Problem mit einem meiner Söhne. Er ist jetzt 8 Jahre alt und geht in die 3. Klasse.
Ende der 2. Klasse wurde bei ihm eine Lese-Rechtschreib-Schwäche festgestellt. Für ihn eine große Erleichterung, hatte er sich doch fast 2 Jahre lang einfach für zu dumm gehalten.:( Die Lehrer gehen super mit der Diagnose um. Sie unterstützen sie und er bekommt den Nachteilsausgleich.
Unser Problem sind die Mitschüler. Elias wurde von anfang an geärgert. Sie klauen ihm seine Hefte und machen sich über seine Rechtschreibung lustig. Im Unterricht will kaum einer mit ihm zusammen arbeiten und in der Pause will keiner mit ihm spielen('Mit Idioten spielen wir doch nicht!'/'Lern du erstmal schreiben!'). Er kommt regelmäßig heulend aus der Schule. Ich war natürlich schon oft bei der Klassenlehrerin und bei der Schulleiterin. Sie haben schon einiges unternommen - Projekte, Gespräche mit den Schülern und Eltern - aber bisher hat nichts geholfen. Ich weiß, dass Elias nicht der einzige ist, der geärgert wird. Es gibt wohl noch einen anderen Jungen(der wird geärgert, weil er übergewichtig und eher unsportlich ist) und ein Mädchen, das auch ausgegrenzt wird. Es geht natürlich nicht nur um die Rechtschreibung. Die Kinder haben in ihm einfach ein leichtes Opfer gefunden, dass sich nicht (mehr) wehrt und dessen wunden Punkt sie kennen.
Wir haben hier zu Hause regelmäßig am Morgen ein großes Theater, weil Elias Bauchschmerzen hat und nicht in die Schule gehen will. Die Art von Bauchschmerzen, die verschwinden sobald er hier bleiben darf.
Inzwischen leidet die ganze Familie unter der Situation. Unser Sohn wird zunehmend aggressiv, wenn es um das Thema Schule geht.
Wir wissen wirklich nicht mehr weiter und sind für jeden Tipp dankbar.
:dankeschoen:
Laura
Eingetragen von LuLu am 12.02.2011 um 14:44 Uhr
Hallo Lulu,
das klingt ja sehr heftig. Mobbing, obwohl es in der Klasse darüber gesprochen wird.:eek:
Hier muss vorallem was für das Selbstbewusstsein getan werden. Wende dich auch an einen Kinderpsychologen. Vielleicht kann er ihm ein Selbstbehauptungstraining anbieten. Hat dein Sohn Interesse an einer Kampfsportart?
Kinder, die ie trainieren, verändern ihre Körperhaltung und strahlen mehr Selbstbewusstsein aus.
Wenn es in dieser Schule keine Möglichkeit mehr gibt, könnte erdann in eine andere Grundschule gehen?:mmm:
Eingetragen von alusru am 12.02.2011 um 16:00 Uhr
Auch ich würde mich an einen Kinderpsychologen wenden, denn sicher ist das Problem tiefgreifender.....
Eingetragen von anwe am 12.02.2011 um 16:48 Uhr
Ich finde es immer wieder erschreckend, wie grausam Kinder sein können.
Denke auch - ein Selbstbehauptungstraining wäre wichtig !
Und - wenn möglich - ein Neuanfang in einer anderen Schule !
Das hat schon vielen Kindern geholfen.
Eingetragen von jodatz am 12.02.2011 um 17:01 Uhr
Meine Kinder haben ähnliches in der GS-Zeit erleben müssen und wir haben sie einen Selbstbehauptungskurs machen lassen. (Sie machen ihn eigentlich auch noch ()). Unserem Sohn hat es in sofern geholfen, als das er sich gegen die Prügelattacken seiner Mitschüler wehren konnte, was ihm sehr viel mehr Selbstvertrauen gegen hat.
Jetzt auf der weiterführenden Schule hat er neu angefangen und gleich mehrere Kumpels gefunden.
Schaden tut so ein Kurs sicher nicht, aber den Platz, den er zusammen mit den anderen Kindern inne hat in der Klasse, wird er sicherlich beibehalten.
Vermutlich solltet ihr tatsächlich darüber nachdenken, die Schule zu wechseln.
Eingetragen von Smoky am 12.02.2011 um 18:56 Uhr
Das kenne ich sehr gut von meinem Sohn!
Mein Kleiner, 11 Jahre, 5. KLasse, hatte eine sehr schwierige Grundschulzeit gehabt, was sich leider erst beim KLassenlehrerwechsel im 4. Schuljahr änderte. Er war auch ein typisches Mobbingopfer gewesen. Schwierig war es bei meinem Sohn durch sein ADHS und die Dyskalkulie - alles Dinge, die für andere ein gefundenes Fressen waren. Und mein Sohn ist halt immer direkt drauf angesprungen und versuchte sich, auf seine Art und Weise zu wehren.
Ich erinnere mich an ein Telefonat mit seiner 1. Klassenlehrerin. Es endete im Endeffekt mit den Worten von mir: 'Kümmern sie sich um die schulische Erziehung und ich um die familiäre Erziehung!' Auslöser für diesen Satz von mir war, dass Nick sich, nachdem er sowohl am Bus als auch in der Pause, mal wieder drangsaliert wurde durch schubsen, kleine Schläge, gekneife und auch Tritte, mit einer nicht freundlichen Aussprache wehrte. Er meinte zu den 'Halbstarken' in seiner KLasse: 'Ihr dummen Ar...l...er, lasst mich endlich in Ruhe!'. Klar, pünktlich um 14:00 Uhr klingelte das Telefon, seine LEhrerin. Dann gab es einen Wortwechsel, und das find ich ja am Schlimmsten, bei dem das 'Ar...l...' von meinem Sohn wesentlich schlimmer gewertet wurde als jede körperliche Gewalt der anderen Kinder. Und im Verlauf dieses Wortwechsels fiel dann obiger Satz von mir. Von dem Moment an war mein Sohn komplett bei der Lehrerin untendurch. Erst der Wechsel der Klassenlehrerin brachte auch einen WEchsel innerhalb des Klassengefüges.
Dieses ganze Verhalten innerhalb der Grundschule war auch Grund für mich, dass ich beim Wechsel zur weiterführenden Schule darauf bestand, dass er in eine vollkommen fremde Klasse kam und einen kompletten Neuanfang starten konnte. Und nach 6 Monaten Schule kann ich bisher sagen, dass es super geklappt hat.
Mein Kleiner war auch in einem Selbstbehauptungskurs. Ich glaube, ohne geht es fast gar nicht.
Eingetragen von chrissyf.71 am 12.02.2011 um 21:08 Uhr
Ich finde die hier schon angesprochene Idee mit dem Schulwechsel sehr gut!
wenn die anderen Kinder Deinen Sohn als Opfer fest im Kopf haben, sind seine Chancen schlecht.
Selbstverteidigungskurse sind ebenfalls toll! Meine Tochter hatte zwar nie Probleme in der Schule, war aber eher eine von den zurückhaltenden, ruhigen Mädchen. Seit sie TWDo macht ist sie total aufgetaut. Ihre Klassenlehrerin hat mich damals angesprochen, ohne von dem Kampfsportkurs zu wissen, dass unsere Kleine plötzlich total selbstbewust auftreten würde.
Voraussetzung ist eine wirklich seriöse Schule mit gut ausgebildeten Trainern.
Viel Glück für Euch! :)
Eingetragen von Heny am 12.02.2011 um 22:30 Uhr
Lulu, das ist schwierig.
Die Schule scheint ja schon das Ihrige getan zu haben. Du solltest trotzdem darum bitten, dass Thema immer wieder aufzugreifen. Denn in der GS erreicht man die kids noch am ehesten.
Ansonsten wurde 'Selbsbehauptungstraining' hier ja schon öfter erwähnt.
Mein Sohn hat seinerzeit auch mal Wing Tzun gemacht zu diesem Zweck.
Es hat auch geholfen.
Obwohl großen Anschluss hat er NIE gefunden.
Ich hatte auch sehr auf den Schulwechsel nach der 4. gebaut. Er kam neu in eine Klasse mit lauter fremden Kindern.
Leider wurde er dort wieder zum Mobbingopfer, was ich aber sehr lange nicht wusste, da mein Sohn sich auch nicht beschwerte (in der GS hatte er auch öfter Bauchweh).
Jetzt macht die Klasse mit dem Schulsozialarbeiter ein Sozialtraining.
Und endlich hat das Mobbing ein Ende. Ich hoffe, das bleibt jetzt auch so.
Wir haben unsere Kinder immer erzogen, auf Gewalt zu verzichten, Konflikte mit Worten zu klären und höflich zu bleiben.
Leider scheint das aber selten geworden zu sein, so dass Kinder, die zu 'nett' sind, heute schnell Opfer werden.
Jetzt denek ich manchmal, da haben wir vielleicht was falsch gemacht, zwar finde ich es prinzipiell immer noch richtig, die kids haben damit aber oft einen schweren Stand, jedenfalls bei denen, die nicht so erzogen wurden.
Ich wünsche Euch viel Glück, dass Ihr vielleicht mit einem Training und ganz, ganz viel Bestärkung Eures Jungen was erreichen könnt!!!
LG hanja
Eingetragen von hanja am 13.02.2011 um 09:08 Uhr
Vielen Dank euch allen für eure Antworten:)
Ein Schulwechsel war auch eine unserer ersten Ideen. Wir haben hier auch genug Grundschulen, aber leider sind alle voll. Ich war mindestens schon bei 8 Grundschulen(und hätte Elias damit teilweise schon einen ziemlich langen Schulweg zugemutet), aber keine Chance:mmm: Ich habe unsere Situation ganz genau beschrieben, teilweise auch viel Mitleid bekommen, aber keiner hatte einen Platz für uns.
Einen Kinder- und Jugendpsychologen hat er vor kurzem abgelehnt mit der Begründung 'Ich bin ja nicht der Kranken, sondern die anderen!':kaputt: Recht hat er ja, aber irgendwie will er nicht verstehen, dass ein Psychologe ja kein Arzt ist, der bei ihm eine psychische Krankheit heilen soll:mmm:
Gegen seinen Willen hat wohl auch wenig Sinn, oder?
Im Augenblick stehen wir hier in einem Zentrum auf der Liste, in dem sich Sozialpädagogen, Psychologen und Familienhelfer um die Kinder kümmern. Das ist dann alles vielleicht weniger so wie er sich das bei einem Psychologen vorstellet und er ist eher berweit mitzumachen.
Der Selbstverteidigungkurs bzw. Kampfsport ist eine gute Idee. Vielleicht hat er da ja wirklich Lust zu. Bisher spielt er nur Fußball im Verein. Da gibt es übrigens keine Probleme, obwohl einige seiner Mitspieler auch seine Klassenkameraden sind! Da merkt man mal wieder, dass nur ein paar die Anführer sind und der Rest eben Mitläufer.
Eingetragen von LuLu am 14.02.2011 um 10:28 Uhr
Hallo Lulu,
in jedem Fall sollte das Thema weiterhin in der Schule angesprochen werden.
Vielleicht kann sich die KL auch mal jemand Externes holen - der das Thema noch anders anpackt.
Drücke euch die Daumen, dass es bald besser wird.
Eingetragen von jodatz am 14.02.2011 um 10:39 Uhr
Da ist guter Rat wirklich teuer!
Wie gesagt den Kampfsportkurs kann ich echt empfeheln. Wenn er so nicht zieht, zeig ihm doch mal ganz klar die Vorteile auf, die er in seiner Situation davon hätte.
Das Problem liegt auch etwas im Alter Deines Sohnes, in der Dritten ist man eben noch nicht so schlagfertig. Vielleicht kannst Du ihm da helfen!? Die Tochter einer Freundin wurde in der Schule auch mal ziemlich angegangen und bekam Null Hilfe von ihren Lehrern. Da hat meine Freundin sich mit ihr hingesetzt und sie haben sich schlagfertige Antworten, für die ja immer gleichen blöden Sprüche zusammen ausgedacht und es hat gewirkt. Das Mädchen war nicht selbstbewust aber mit einem Vorat an guten Antworten ausgestattet, fühlte sie sich sicherer und hat sich getraut.
Bei uns ist es so, dass meine Tochter früher oft mal zu zurückhaltend war. Da ich nicht wollte, dass sie irgendwann als Kleinste und eine der Jüngsten in der Klasse geärgert wird, hab ich immer wenn sie mir ezählt hat, dass jemand was blödes zu ihr gesagt hat, ein kleines Rollenspiel mit ihr eingeübt. Sprich, wir haben uns eine gute Antwort auf den Spruch einfallen lassen und ich war dann der Trainings-Bösewicht und sie hat an mir ihren Spruch in allen möglichen Varianten eingeübt, inkl Körpersprache, bis sie mit sich zufrieden war. Meist kam es dann gar nicht dazu, dass sie ihren Spruch anbringen konnte, weil sie allein durch unser Training schon so viel selbstbewuster auftrat, dass sowieso Ruhe war. Der Kampfsport war dann noch das Tüpfelchen auf dem i! Übrigens hatten wir bei diesen Rollenspielen immer riesig Spaß, was die ganze Sache in den Augen meiner Tochter schon mal auf ein harmloseres Level gebracht hat. Heute ist sie ziemlich schlagfertig aber wenn denn mal was ist, ist das Anti-Dumme-Sprüche Programm immer noch angesagt bei ihr.
Ich denke, dass Du deinem Sohn nur helfen kannst, in dem Du ihn unterstützt selbstbewuster aufzutreten! Je besser er sich selbst durchsetzen kann um so mehr Respekt werden sie vor ihm haben.
Das war jetzt einfach mal der Versuch, Dir einen Rat für den Hausgebrauch zu geben. Vielleicht springt Dein Sohn ja auch auf diese Art der Unterstützung an.
Viel Glück für Euch!:)
Eingetragen von Heny am 14.02.2011 um 19:44 Uhr
Danke Heny.
Ich denke wir werden mal etwas in diese Richtung versuchen.
Bzw. ich werde seinen Vater darauf ansetzen sowas mal zu versuchen. Irgendwie werden solche Vorschläge in letzter Zeit von Elias viel eher angenommen, wenn sie von Papa kommen:roll_eyes:
Eingetragen von LuLu am 23.02.2011 um 15:55 Uhr