Archiv-Thema im Forum Schule + Erziehung
Träumer oder ADS?
Genau diese Frage stell ich mir im Moment häufiger.
Bei Lennart stand diese 'Diagnose' ja schon öfters im Raum. Wir haben auch schon verschiedene Gutachten hier liegen. Alle mit unterschiedlichen Schlussfolgerungen und Beobachtungen.
Gestern Abend hatte ich ein langes Telefonat mit Lennarts neuem Klassenlehrer. Er kennt die Klasse - und damit Lennart - schon vom letzten Jahr. Fakt ist, dass er oft unkonzentriert ist, gedankenverloren aus dem Fenster schaut und man ihm etwas erklärt, er es dann 5x richtig macht und dann plötzlich wieder alles vergessen hat und einen ganz erstaunt anguckt, wenn man es wieder erklärt.
Mal ein Beispiel aus dem Alltag. Lennart und Jannika sollen zusammen den Tisch decken. Geht auch anfangs sehr gut. Bis Lennart plötzlich seine Englischmappe auf dem Küchentisch liegen sieht, sich anfängt durchzublättern und dabei völlig vergisst, dass er in der Küche auf dem Boden sitzt neben den Messern und Gabeln, die inzwischen eigendlich neben den Tellern auf dem Esstisch liegen sollten.
Oder er macht Hausaufgaben, wir besprechen was zu tun ist und wenn ich dann 10 Minuten weg bin und wieder komme ist NICHTS passiert. Abgesehen davon, dass er alle Buntstift auf die gleiche Länge gespitzt hat:kaputt:
Im Unterricht ist es wohl ähnlich. Der Klassenlehrer hält ihn für ziemlich clever - ok vielleicht ist er auch nur ein Schleimer;) - und ist der Meinung er könnte mehr als nur durchschnittlich. Die Arbeiten sind ja auch trotz seiner häufigen geistigen Abwesenheit im Unterricht und ohne Nacharbeiten hier zu Hause fast immer im oberen Mittelfeld.
Die mündliche Beteiligung zieht ihn wieder runter.
Wer anstatt im Unterricht mitzuarbeiten lieber nachzählt ob alle Seiten im Schreibheft die gleiche Anzahl an Linien haben, eine Pyramide aus Filzstiften baut oder im Matheheft alle Kästchen einzelnd nachmalt
...
:seltsam:
So langsam fang ich an mir Sorgen zu machen. Es wird schlimmer statt besser und ich kann mir langsam nicht mehr vorstellen, dass 'sich das noch verwächst', wie uns so oft erzählt wurde.
Wir haben hier doch die ein oder anderen Eltern mit ADS-Kinder. Sind die auch so oder noch 'schlimmer'?
Eingetragen von Danny4 am 12.09.2011 um 15:21 Uhr
Hast Du auch mal an Asperger gedacht?
Bei meiner Tochter ist ein Kind in der Klasse
das macht ähnliches.
Bevor er die Intregation bekam starrte er
auch aus dem Fenster -
hörte nicht zu - machte wenig mit.
Und bei Asperger ist es auch typisch
das bestimmt Sachen gezählt oder
bestimmtes gesammelt wird.
Der Junge sammelt mit Hingabe Steine
und die müssen auch immer korrekt stehen.
Da meine Tochter was ähnliches hat habe ich mich sehr
mit beidem beschäftigt und belesen daher weiss
ich das:)
Eingetragen von Marita am 12.09.2011 um 21:12 Uhr
Ich habe auch gleich an leichtes Asperger Syndrom gedacht.
Mein Sohn selber hat ADS und das ist, finde ich, etwas anders.
Z.B. gelingt es ihm nicht so einfach, gute Arbeiten zu 'produzieren'.
Seine Konzentration ist soo schlecht, dass er viele, viele Wiederholungen braucht, um etwas zu verinnerlichen.
Asperger wird oft mit ADS verwechselt. V.a. , wenn es in leichter Form gegeben ist!
Wie sieht es denn bei Lennart mit Freunden/Kontakten aus?
LG hanja
Eingetragen von hanja am 13.09.2011 um 10:41 Uhr
Hallo Danny!
Es gibt ja nicht das typische ADS Kind ,laß ihn einfach testen,es wird ja eh im Vorfeld besprochen,was die Auffälligkeiten sind und Lennart wird da auf jedenfall mit einbezogen.
Ansonsten kann ich dir nur das A.D.S Buch empfehlen,da ist vieles, an Hand von Fallbespielen erklärt,hat mir sehr geholfen,einiges zu verstehen.
Eingetragen von Else am 14.09.2011 um 08:46 Uhr
Danny, ich denke auch, dass sollst du am besten abklären lassen.
Vielleicht hilft ihm aber auch schon ein Aufmerksamkeitstraining bei einer geschulten Psychologin.:mmm:
Eingetragen von alusru am 14.09.2011 um 09:34 Uhr
Danke für eure Antworten.
Ich kann verstehen warum ihr an Asperger denkt.
Habe ich kurzzeitig auch gedacht.
Meine Schwester hat es ja auch und ich habe dann viel mit meiner Mutter gesprochen und ihre Erfahrungen mit mit meiner Schwester mit meinen mit Lennart verglichen. Bei ihm fehlen jegliche Auffälligkeiten in Sozialverhalten. Darum kann ich es mir nur schwer vorstellen.
Er geht einmal die Woche zum Sport, fügt sich da problemlos in die Mannschaft ein, arbeitet problemlos in Gruppenarbeitsphasen mit und verhält sich da den Lehrer zu folge im Vergleich zu seinen Mitschülern besonders sozial, kooperativ und kompromisbereit. Er trifft sich auch regelmäßig mit seinen Schulfreunden oder welchen aus seiner Mannschaft. Darum habe ich für mich Asperger eigentlich ausgeschlossen, genau wie die Schulsozialarbeiter. Aber wir sind halt alle keine Psychologen.
Mit den Diagnosen ist so eine Sache.
Ein Psychologe hat ADHS festgestellt. Aber wenn Lennart eins nicht ist, dann hyperaktiv. Außerdem wollte er gleich ausschließlich mit Tabletten behandeln. Damit waren wir nicht einverstanden.
Darum haben wir eine zweite Meinung eingeholt. Aufgrund seiner Vorbelastung kam dieser Psychologe darauf, dass Lennart hochbegabt sein und wollte einen IQ-Test machen. er fiel durchschnittlich aus. Allerdings hat Lennart auch nicht richtig mitgemacht, sich mit anderen Dingen beschäftigt und war eben abgelenkt. Also so gut wie keine Aussagekraft.
Der Psychologe erkannte Tendenzen zu Asperger schloss es damals aber wegen der hohen Sozialkompetenz aus.
Der Schulpsychologe hat nun wieder eine dritte Meinung. Nach seiner Ansicht ist Lennart weder hochbegabt, noch hat er ADS, ADHS oder Asperger, sondern ist nur ein kleiner Träumer, der ein paar Konzentrationsübungen brauchen könnte. Welche genau hat er aber auch für sich behalten:roll_eyes:
Eingetragen von Danny4 am 14.09.2011 um 14:45 Uhr
Das ist ja echt schwierig. Asperger ist dann aber wohl auszuschließen. Die Übergänge vom 'Nur'-Träumer'sein zu ADS sind natürlich schwer zu ziehen.
Bei uns im Ort gibt es eine Logopädin, die sich weiter auf Lernstörungen spezialisiert hat. Die bietet für solche 'Fälle' (wohl) erfolgreich Konzentrationstraining an. Vielleicht gibt es bei Euch Ähnliches. Kostet aber natürlich...
Evtl. muss man aber auch gar nichts machen. Solange Lennart sich wohl fühlt und die Schule nicht ganz 'daneben' geht...
LG hanja
Eingetragen von hanja am 15.09.2011 um 07:41 Uhr
Ich habe jetzt noch einen Termin beim Schulpsychologen gemacht. Wenn er eine Therapie gegen Konzentrationsstörungen anordnet können wir die Wartezeiten zwischen 6-18 Monaten!!:eek: vielleicht etwas verkürzen.
Eingetragen von Danny4 am 18.09.2011 um 15:34 Uhr
Immer diese lange Wartezeiten:eek:
Eingetragen von alusru am 18.09.2011 um 16:24 Uhr
Das habe ich auch gedacht und muss sagen, dass wir ja letztes Jahr von einer Woche auf die nächste Termine bekommen haben - freu -
Eingetragen von jodatz am 18.09.2011 um 16:54 Uhr
Darüber könnt ihr echt froh sein,Jodatz. Im allgemeinen wartet man ewig auf wichtige Therapeutentermine oder Therapietermine. Aber gerade das dürfte nicht sein,weil so viel wertvolle Zeit ins Land zieht,wo man schon eher was erreichen könnte,wenn man eben Zeitnahe Ternine bekäme.
Eingetragen von Else am 19.09.2011 um 08:01 Uhr
Jodatz, vielleicht würde bei euch einfach die Dringlichkeit anders eingestuft als bei uns. :mmm: Die Ärzte sind sich ja nicht mal einig ob es Therapie braucht.
Eingetragen von Danny4 am 20.09.2011 um 16:46 Uhr
das stimmt - es war ja sehr dringend bei uns !!!!
Eingetragen von jodatz am 20.09.2011 um 18:02 Uhr
Danny,
verzeih, wenn ich Dir jetzt zu nahe trete. Dennoch muss ich einiges loswerden...
Du bist doch Lehrerin, Gymnasiallehrerin - nicht wahr (wenngleich mir immer noch nicht klar ist, wann Du neben 6 Kindern noch arbeitest)... Du müsstest 'solche' Schüler kennen. Die, die immer und grundsätzlich abgelenkt sind und 'irgendwie' durchkommen.
Die gibt es. Ich finde es fatal, ein Kind derart durch die Förderszene zu schleifen, um einen Stempel dafür zu finden. Wobei auch Dir klar sein müsste, das solch ein Verhalten weder Asperger noch ADHS oder die 'Träumerle-Variante' ist. Mittlerweile sitzen ja nun auch in Gymnasien vermehrt Kinder mit diesen Problemen und die Kollegen kennen die jeweils individuelle dahinterstehende Problematik.
Wenn Du weitermachst, wirst Du schon irgendeinen Therapeuten finden, der Dir irgendeine Wahrnehmungsschwäche attestiert.
NUR - was fängst Du damit an? Das ist ein weites Feld...
Ich ganz persönlich rate Dir - bei einem Kind im Alter Deines Sohnes mit ausreichender Intelligenz - die Notenkeule zu schwingen. Mündliche Beteiligungen pro Woche abfragen oder vielleicht auch nur pro Monat pro Fach - das schaffen die Kollegen. Und dann steht da eben immer ne 4. Schwarz auf weiß.
Ich würde definitiv aufhören, ihn durch die Testmühle zu schicken. Das ist auf Dauer nicht gut, das signalisiert das Falsche (wir finden schon noch den Hebel für Dich...) und macht ihn zusätzlich unsicher.
Er ist dran, seine Noten - seine Zukunft.
Nimm' Dich da einfach mehr zurück, die Versetzungen sind ja offensichltich nicht gefährdet!
Eingetragen von Deala am 28.09.2011 um 18:32 Uhr