Archiv-Thema im Forum Schule + Erziehung
Lernprobleme 1. Klasse - zurückstellen?
Hallo zusammen,
ich möchte gerne mal andere Eltern nach ihren Erfahrungen fragen, da ich momentan mit der Situation unserer Tochter völlig überfordert und auch ehrlich gesagt sehr verzweifelt bin.
Meine Tochter ist im Mai 2006 geboren und musste vergangenes Jahr eingeschult werden (Hessen). Sie ist ein aufgewecktes Mädchen, aber sehr unruhig und zappelig und sehr sehr sensibel (seit der Geburt ihrer Schwester 2010 noch mehr). Sie ist durch alle Us und Test und Untersuchungen beim Schularzt gut durchgekommen. Einziges Manko immer dieses hibbelige. Sie hat sich auf die Schule gefreut aber sehr ihrer Kita hinterhergetrauert (auch der besten Freundin, die noch nicht eingeschult wurde). Sie hat am Anfang sehr große Probleme gehabt sich in der Schule einzufinden, obwohl ihr nicht alle Kinder fremd waren. 1x musste ich sie abholen, weil sie nur geweint hat. Sie hatte anfangs große Probleme mit dem lesen lernen (zusammenziehen der Buchstaben).
Nach den Herbstferien kam das 1. Elterngespräch und es hat uns positiv überrascht, weil sie super Fortschritte mit Förderunterricht gemacht hat. Leider sind ihre Leistungen in Mathe jetzt so schlecht (lt. Matheleherin nicht 2. Klasse Niveau), dass wir nicht wissen wie es weiter geht.
Sie erhält Mathe Förderunterricht und es wurde bei ihr eine auditive Aufmerksamkeits- und Verarbeitungsstörung festgestellt. Sie kann nach wie vor nicht sitzen bleiben und das konzentrieren und auch das bloße zuhören fällt ihr schwer. Nach dem gestrigen Elterngespräch klang zum ersten Mal die Idee an, unsere Tochter nach dem 1. Halbjahr der 2. Klasse in die Eingangsstufe 2 zurückzustufen.
Ich bin völlig geschockt. Nachdem sie sich jetzt endlich gut eingelebt hat (sozial) und viele neue Freundinnen und ihre Lehrerin als Bezugsperson gefunden hat, soll sie wieder von vorne anfangen? Das wäre für sie psychisch ein Weltuntergang. Sie hat ohnehin große Verlustängste (evtl. durch die Geburt ihrer Schwester) und ich weiß nicht, wie ich ihr das beibringen soll, sollte es dazu kommen.
Diese Woche habe ich noch einen Termin bei einer Kinderärztin/Psychologin. meine Tochter wird zuhause zunehmend aggressiv, auch ihrer Schwester gegenüber und weint viel. Es würde ihr sicherlich gut tun, ein Jahr zurück zugehen (wäre ja dann nur 1 halbes Jahr) aber andererseits befürchte ich einen weiteren seelischen Knacks. Es gibt ja Kinder die stecken das gut weg, aber meine Tochter mit Sicherheit nicht.
Wir hätten sie eigentlich eher von Anfang an in die Eingangsstufe geben sollen, oder aber erst dieses Jahre einschulen sollen. Aber im Nachhinein weiß man das ja erst und als Muss-Kind, gabs ja auch nicht wirklich Alternative.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Was könnt ihr uns raten?
LG Nicole
Eingetragen von muenich am 11.06.2013 um 11:34 Uhr
Ich habe nicht die gleichen Erfahrungen gemacht wie Du, bin aber zum einen selber als Soz.Pädagogin in einer Grundschule beschäftigt, habe zum anderen einen Sohn der ADS hat und kenne das Problem mit der Zappeligkeit daher.
Aus der Ferne kann man das immer schwer beurteilen, aber es klingt wirklich, als hätte Dein Mädchen eine Aufmerksamkeitsstörung.
Sprich das bei der Psychologin mal an. Wenn es das ist, bringt alles Wiederholen nicht viel, wenn der Ursache nicht begegnet wird.
Auf der anderen Seite solltest Du nicht allzu viel Sorgen haben, wenn es zum Wiederholen kommt. Zwar muss Deine Tochter neue Kinder kennen lernen, aber es ergeht allen anderen dann ja auch wieder so. und sie ist dann die , die den Vorsprung, die Schule schon zu kennen, hat.
Aus meiner arbeit an der Schule weiß ich, dass viele Kinder, die erst einmal überfordert waren, regelrecht aufblühen, wenn sie wiederholen. Von der Entwicklung passen sie oft dann auch besser zu den Mitschülern.
Warte das Gespräch mit der Psychologin ab, sprich mit den Lehrern und habe Vertrauen, dass, egal, welchen Weg Ihr findet, keine Tochter es schaffen wird.
Auch wenn der weg manchmal steinig ist.
Die Aggressionen zu Hause resultieren vielleicht einfach aus einer Eifersucht heraus. Das muss nicht mit dem schulischen zusammen hängen.
Es ist ein normaler Prozess, dass es da zu Eifersüchteleien kommt.
Ich würde Dir raten, Dir regelmäßig Zeit zu nehmen, etwas NUR mit Deinem großen kind zu machen. Das kleiner Geschwisterkind muss dann beim Papa, der Oma oder sonst einer Betreuungsperson bleiben und Du widmest Dich nur der Großen.
So merkt sie, dass sie Dir auch sehr wichtig ist!
Alles Gute!
LG hanja
Eingetragen von hanja am 11.06.2013 um 16:14 Uhr
ich kann sehr gut nachfühlen, wie du dich fühlst
auch wir hatten mit unserer Tochter schon in der Klasse 1 Probleme. Schnell stellte sich heraus, das ihre Lernleistungen Defizite aufwiesen und sie besonders in Mathe nachhinkte
So entschieden wir uns, auch auf Anraten der Lehrerin sie die Klasse wiederholen zu lassen. es hat ihr überhaupt nicht geschadet, eher sogar gut getan, denn von da an ging es leichter
Eingetragen von anwe am 11.06.2013 um 18:53 Uhr
Danke erst mal für Eure Antworten und Eure tröstenden Worte. Sie würde nicht in eine 1. Klasse zurückgestuft werden, da es keinen Sinn macht, sie würde ja wieder von 0 anfangen und wäre dann vermutlich unterfordert.
Unsere Schule bietet 1. Klasse und Eingangsstufe an (1. Klasse auf 2 Jahre). Sie käme dann sozusagen in die E2, also Lernstand ca. Mitte-Ende der 1. Klasse.
Trotzdem gebe ich erst mal nicht auf. Ich übe mit ihr jetzt 1x täglich Mathe (mal via PC, mal Übungsheft) und hoffe, dass wir es vielleicht doch noch hinbekommen. Die ärztlichen Untersuchungen mache ich dann auch noch. Termin bei der Pädaudio gibt es allerdings nicht vor September.
Ich glaube, das sensible hat sie von mir. Ich kann seit diesem Lehrergespräch kaum einen anderen Gedanken fassen und schlafe schlecht. Sie tut mir einfach so sehr leid, dass ihr Schulstart so in die Hose gegangen ist. Das wünschen sich Eltern ja nicht für ihr Kind.
Eingetragen von muenich am 11.06.2013 um 20:44 Uhr
ich denke du tust deiner Tochter einen Gefallen wenn du sie zurücknimmst---Wir habe es nicht getan mit unserem Sohn -Beboren 25,6,1999--das ist 4 Tage vor ablauf der Einschulungspflicht in HH
Er hatte von Anfang an Probleme --das zieht sich bis jetzt ende Klasse 8--Es läuft wohl auf der Ersten Allgemeinen Bildungsabschluß raus(Hauptschulabschluss)
Hätte ich ihn zurückgenommen als die Lehrerin sagte 'Jetzt' dann wäre es vielleicht nicht so schwer-für uns alle---Schule bestimmt unser Leben- und das ist nervig-
Aber ich hab damals gedacht wie du und wollte ihm das nicht 'antun'-
Ich drück die Daumen das du das richtige machst für dein Kind
Eingetragen von KATHI am 12.06.2013 um 07:59 Uhr